Apr
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Jeder kennt das nagende Hungergefühl, dass einem daran erinnert, dass es Zeit ist wieder etwas Essbares aufzutreiben. Im Allgemeinen meldet sich dieses Gefühl mit einer vertrauten Regelmäßigkeit, man kann fast die Uhr danach stellen. Es gibt aber immer wieder Tage, an denen alles anders ist. Manchmal können wir überraschend lange ohne Essen bleiben, wenn uns nicht der gelernte Mahlzeiten-Rhythmus daran erinnern würde, dass es wieder Zeit für eine Mahlzeit ist. Bisher ist nur unzureichend verstanden, welche Stoffwechselvorgänge oder hormonellen Botenstoffe dafür sorgen, dass der Hunger ausbleibt.

Auch beim Fasten entsteht eine Stoffwechselsituation, bei der das Hungergefühl komplett verschwindet.

Zwischen dem Abendessen und dem Frühstück am nächstem Morgen liegen häufig mehr als 10 Stunden und trotzdem dauert es oftmals noch einige Zeit bis sich ein Hungergefühl nach dem Aufstehen am Morgen einstellt. Auch hier steuern körpereigene Botenstoffe das anhaltende Sättigungsgefühl, ohne dass bisher alle Details verstanden sind.
Gelänge es dieses Sättigungsgefühl mit denen dafür verantwortlichen Botenstoffen zu imitieren, es einfach zu verlängern, dann stünde ein wirksames Tool zur Verfügung, um die hungerabhängige Nahrungsaufnahme besser kontrollieren zu können und damit möglicherweise die Entwicklung zu immer mehr Übergewicht zu bremsen.

Zu Essen, nur dann, wenn wirklich ein Hungergefühl vorliegt, erfordert ein gutes Körperfeedback. Die Macht der Gewohnheit lässt uns aber häufig auch dann essen, wenn wir von der Stoffwechselsituation her noch ausreichend mit Energie versorgt sind, es aber laut Uhr „Mittagszeit“ oder „Abendbrotzeit“ ist. Das paradoxe daran ist, dass wir zu diesen Zeiten wirklich auch ein Hungergefühl, zumindest aber einen Appetit entwickeln und zwar unabhängig davon, wie lange die letzte (Zwischen-)Mahlzeit zurückliegt. Dieses Hungergefühl ist eine gelernte bzw. konditionierte Reaktion, die sich leider auch dann einstellt, wenn wir bei der vorausgehenden Mahlzeit deutlich zu viel gegessen hatten.

Wer kennt nicht die Situation am nächsten Morgen nach einem kalorienreichen, ausgiebigen Abendessen: obwohl wir am Abend zuvor eher für zwei Personen gegessen hatten, meldet sich pünktlich zur gewohnten Frühstückszeit der Appetit zurück.

Selbst zu entdecken, wann der Körper wieder Energie benötigt, gelingt auf Fernreisen mit Zeitverschiebung. Da die innere Uhr abhängig vom Ausmaß der Zeitverschiebung neu gestellt werden muss, kann man probeweise einmal auf feste Essenszeiten verzichten und wirklich abwarten, wann sich der Hunger einstellt. Es ist eine spannende Erfahrung zu beobachten, wie sich Essenszeitpunkte komplett verschieben, wenn man die Entscheidung zur Nahrungsaufnahme nur vom aufkommenden Hungergefühl abhängig macht.

Wie lange einzelne Personen nach einer Mahlzeit ohne Essen bleiben können, ist individuell extrem unterschiedlich. Ein wichtiges Kriterium für eine anhaltende Sättigung ist die Menge und der Energiegehalt der vorausgehenden Mahlzeit im Verhältnis zur Körpergröße und zum Körpergewicht. Wenig bekannt ist hingegen, warum bei sonst gleichen Bedingungen die eine Person nach zwei Stunden wieder etwas essen möchte, während die andere Person auch noch nach über drei Stunden keinen Gedanken ans Essen verschwendet. Eine einfach Erklärung mag darin liegen, dass es Menschen gibt, für die ist Essen und Ernährung überhaupt kein Thema. Die Nahrungsaufnahme ist für diese Personen eher ein notwendiges Übel. Andere hingegen hadern täglich mit ihrem Körpergewicht, ihre Gedanken kreisen andauernd um das Thema Ernährung.

Weiterer Forschungsbedarf besteht auch noch zu folgender Frage: Es gibt Nahrungsmittel, die bei gleichem Energiegehalt deutlich länger sättigend sind als andere? Auch bei einer vergleichbaren Zusammensetzung in Bezug auf den Anteil an Makronährstoffen Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten bestehen zwischen verschiedenen Lebensmitteln deutliche Unterschiede in ihrer sättigenden Wirkung. Welche weiteren Inhaltsstoffe oder physikalischen Eigenschaften zeichnen ein gut sättigendes Nahrungsmittel aus?

Autor: Detlef Nachtigall

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